Liebe Leserinnen und Leser des Newsletters der Ernst-Bloch-Gesellschaft,
wir wünschen Ihnen viel Spaß beim Lesen unseres Bloch-Newsletters. Dieser enthält einen ausführlichen Bericht der Jubiläumstagung, sowie zahlreiche Buchbesprechungen und Veranstaltungshinweise.
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1. Bericht der Jubiläumstagung der Ernst-Bloch-Gesellschaft „Fremdes Zuhause, urvertraute Fremde“. Mit Blochs Philosophie zum Thema ‚Fremd und Eigen‘.
Reichlich Spannkraft versprach die Jubiläumstagung zum 30-jährigen Bestehen der Ernst-Bloch-Gesellschaft, die am 11. und 12. November in Ludwigshafen unter diesem Titel stattfand. „Fremdes Zuhause, urvertraute Fremde“ ist die Überschrift einer Geschichte aus den Spuren, die sich bis zu den Grundfesten von Biografie und Werk Blochs hinabrankt. So blätterte sie für die Tagung ein Panorama auf, in dem Beiträge zu Kunst und Religion ebenso Platz fanden wie Bezüge zu aktuellen Forschungs- und Krisenkontexten oder die Rezeption des Bloch’schen Werkes im Ausland.
Für Rück- und Ausblick auf die Arbeit der Ernst-Bloch-Gesellschaft bemühte Gert Ueding (Tübingen) in seinem Eröffnungsvortrag das Zusammenspiel von Musen und Chariten in der Antike. Erstere wurden um Inspiration angerufen, waren das Treibende im Schöpfungsprozess der Künste und in der Wahrheitsfindung der Wissenschaften, während letztere Anmut und Freude versinnbildlichten. Die Verknüpfung der steten Suche nach Zukunft bei gleichzeitiger Dankbarkeit für das Erreichte (die sich nie in verehrende Betrachtung versteigen dürfe, sondern stets aktivierend bleiben müsse), darin sah Ueding für das Werk Ernst Blochs wie für die Arbeit der Gesellschaft den Treibstoff. Dass er längst noch nicht verbraucht ist, zeigte nicht zuletzt die Form der Vorträge vom ersten Tag: Gründungsmitglieder der Gesellschaft referierten gemeinsam mit NachwuchswissenschaftlerInnen. Auf diese Weise ist – verknüpft mit dem thematischen Schwerpunkt – eine „doppelten Übersetzungsarbeit“ (Francesca Vidal) versucht worden – zwischen den Generationen und zwischen den Kulturen.
2. Buchbesprechungen
2.1. Staat und Politik bei Ernst Bloch. Staatsverständnisse, hrsg. v. Hans-Ernst Schiller
Der Philosoph Ernst Bloch war nicht nur Teil politischer Bewegungen, er hat diese immer auch als Ausdruck der Zeit wissenschaftlich interpretiert. Bloch war als Philosoph gesellschaftlich-politisch orientiert, immer war er dem im geschichtlichen Prozess erst Vorscheinenden zugewandt. Insofern ist seine Philosophie eine, die politische, kulturelle und philosophische Phänomene reflektiert und das Geschichtliche immer mit dem Utopischen in Verbindung bringt. Bloch war in und mit seiner Philosophie stets politisch, hat Stellung bezogen, Diskurse angeregt und reflektiert und er hat politische Bewegungen analysiert. Ist seine Philosophie deshalb politische Philosophie?
Hans-Ernst Schiller beginnt das von ihm herausgegebene Buch ‚Staat und Politik bei Ernst Bloch‘ mit dem Satz: „Ernst Bloch ist im ausgezeichneten Sinn ein politischer Philosoph.“ (S. 9) Er erklärt dessen Philosophie der Form nach als politisch, da diese eine kämpfende, eingreifende Philosophie sei. Schiller hebt dabei Blochs Arbeit über Thomas Münzer hervor und bezeichnet das Blochsche Denken als chiliastisch im Sinne eines Hinweises darauf, dass sowohl der geschichtliche als auch der menschliche Prozess als ein messianisches Geschehen gedeutet werden, mithin als eines des beständig notwendigen Exodus, mit dem Ziel der Umgestaltung der Welt durch den Menschen selbst. Dabei sei Blochs Sprache in den Schriften seit den dreißiger Jahren ontologisch, jedoch ohne die chiliastische Grundstruktur zu verlassen.
3. Publikationshinweise
3.1. Jahrbuch 2016/17
Unter dem Titel „Die Utopie des Friedens“ ist das aktuelle Jahrbuch der Ernst-Bloch-Gesellschaft 2016/17 erschienen.
3.2. Vasilis Grollios: Negativity and Democracy. Marxism and the critical theory tradition
Von Vasilis Grollios ist jüngst ein englischsprachiges Buch zum Thema Negativität und Demokratie erschienen, in dem er sich auch mit Ernst Blochs Rezeption und Verarbeitung des Marxismus beschäftigt. Grollios diskutiert in seinem Buch auf Grundlage der Hauptvertreter der kritischen Theorie die Auswirkungen des Neoliberalismus und seiner sozialen Auswirkungen auf eine zeitgenössische Demokratietheorie.
3.3. INDES-Sonderheft: Die Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen
Das erste Sonderheft der Zeitschrift „INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft“ ist zugleich die Festschrift anlässlich des 60. Geburtstags von Prof. Dr. Franz Walter. In diesem Band sind interdisziplinär gemischt zahlreiche Aufsätze von Autoren gesammelt, die Franz Walter schätzt. Alle Beiträge beschäftigen sich mit verschiedenen Zugängen und Interpretationen der „Gleichzeitigkeit des Ungleichzeitigen“.
4. Veranstaltungshinweise
4.1. Tagung: Bloch und Lukács: Die Russische Revolution als philosophisches Schlüsselereignis
Am Samstag, den 11. März findet in Berlin eine Veranstaltung zu Ernst Bloch und Georg Lukács statt. Dort werden Georg Lukács‘ und Ernst Blochs politisch-philosophische Antworten auf Lenin(ismus) und die Oktoberrevolution diskutiert.
Das Programm und weitere Informationen finden Sie hier.
4.2. Lesung „Exil und Heimat“
Am 28. 4. 2017 findet um 20 Uhr im Club Voltaire in der Haagasse in Tübingen eine Lesung mit Leonor Quinteros Ochoa statt. Die Veranstaltung wird von der EBG in Kooperation mit dem Club Voltaire und der Buchhandlung Quichott durchgeführt.
4.3. Konferenz „Anticipation 2017“
Wir möchten auf die Konferenz „Anticipation 2017“ hinweisen, welche vom 8.-10. November 2017 in London stattfindet.
Die Konferenz Anticipation 2017 versteht sich als einzigartiges, radikal interdisziplinäres Forum zur Entwicklung von Ideen. Wie kann die Auseinandersetzung mit der Zukunft gegenwärtiges Handeln beeinflussen? WissenschaftlerInnen, PolitikerInnen und PraktikerInnen sollen gemeinsam diese Fragen diskutieren und Konzepte entwickeln.
Weitere Informationen unter: http://anticipation2017.org/
4.4. Konferenz „Der ,neue Mensch‘ und das politische Imaginäre in Mitteleuropa 1918/1919: Philosophie, Humanwissenschaften, Literatur“
Am 23. Und 24. Februar 2017 findet in Wien die Konferenz „Der ‚neue Mensch‘ und das politische Imaginäre in Mitteleuropa 1918/1919: Philosophie, Humanwissenschaften, Literatur“ statt. Hier wird unter anderem Francesca Vidal einen Vortrag zum Thema „Zur Kategorie des ‚Neuen‘ bei Ernst Bloch: Geist, der sich erst bildet“ halten.
Das vollständige Programm und weitere Informationen finden sie hier.
5. Briefe an die Ernst-Bloch-Gesellschaft
Wir möchten an dieser Stelle noch einmal auf diese Rubrik „Briefe an die Ernst-Bloch-Gesellschaft“ aufmerksam machen. Alle Leserinnen und Leser sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen. Zuschriften, die uns erreichen, werden wir redaktionell in den Newsletter einbinden.
6. Verschiedenes
- Für alle Facebook-Nutzer: Es gibt eine internationale Bloch-Facebook-Gruppe (Ernst Bloch Studies). Alle sind herzliche eingeladen, dort beizutreten.
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Redaktion der Newsletters: Ulrich Müller-Schöll/Julia Zilles