EBG Newsletter 2016-2

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EBG Newsletter 2016-2

Aug 29, 2016 | News

EBG Newsletter 2016/2

29. August 2016 

Liebe Leserinnen und Leser des Newsletters der Ernst-Bloch-Gesellschaft,

die neue Ausgabe stellt das Centre for Ernst Bloch Studies in London und das vorläufige Programm der Jubiläumstagung der EBG vor. Außerdem weisen wir auf aktuelle Veröffentlichungen hin, etwa auf den Aufsatz „Rückverzauberte Rationalitäten“ von Jöran Klatt, der Verschwörungstheorien als Sehnsucht nach dem „Wärmestrom“ deutet.

Die Links im Newsletter verweisen auf Besprechungen, Presseerklärungen oder andere Texte, die im Internet unser Interesse geweckt haben. Auf diese Weise versuchen wir, ein Angelpunkt im Netz für weitere Quellen zu sein.

1. Jubiläumstagung der Ernst-Bloch-Gesellschaft „Fremdes Zuhause, urvertraute Fremde“. Mit Blochs Philosophie zum Thema ‚Fremd und Eigen‘. Eine aktuelle Debatte

Tagung zum 30jährigen Jubiläum der Ernst-Bloch-Gesellschaft

Eine gemeinsame Veranstaltung von Ernst-Bloch-Gesellschaft und Ernst-Bloch-Zentrum in Kooperation mit dem Institut für Design-Science München vom 11.11. bis 12.11.2016 im Ernst-Bloch-Zentrum Ludwigshafen, unterstützt von der Arbeitsgemeinschaft Literarischer Gesellschaften

Anknüpfend an den Satz ‚Dort wo Du nicht bist, wohnt das Glück‘ erläutert Bloch in einer Geschichte in den Spuren, was es bedeutet, den Schritt in die Fremde zu wagen auf der Suche nach Heimat – dahin, worin noch niemand war. Er schreibt: „Der Sprung zum Niegewesenen ist wichtig, vor allem eben zum völlig bisher Fremden …“

Wie aktuell Suche und Sprung sind, was sie für den Einzelnen bedeuten können, erfahren wir momentan durch die vielen Menschen, die vor Krieg, Leid und Elend fliehen müssen und in Hoffnung auf ein neues Leben sich nach Europa begeben. Europa als Gelobtes Land? Den Sprung ins noch nicht Gewesene wagen auch die Menschen in den Ländern, in denen die Flüchtlinge Zuflucht suchen, und wie in Blochs Geschichte führt dies nicht immer zu einem Willkommen, sondern auch zu Gewalt und Abschottung.

Mit Blochs Philosophie wollen die Ernst-Bloch-Gesellschaft und das Ernst-Bloch-Zentrum anlässlich des 30jährigen Bestehens der Gesellschaft aktuellen Herausforderungen begegnen. Deshalb lädt die Ernst-Bloch-Gesellschaft gemeinsam mit dem Ernst-Bloch-Zentrum alle Interessierten zu ihrer Jahrestagung nach Ludwigshafen am 11. und 12. November 2016 ein.

Vorträge; Podiumsdiskussionen und Gespräche zwischen Gründungsmitgliedern der EBG und Nachwuchswissenschaftlern sollen der Frage nachgehen, ob Blochsches Denken zur Analyse gegenwärtiger Probleme beitragen kann.

In einer Lesung der chilenischen Autorin Leonor Quinteros Ochoa (Ichiche / Chile): „Zweimal Exil. Briefe und Erinnerungen aus dem chilenischen Exil“ wird erfahrbar, was Vertreibung und Exil bedeuten können und welche Wirkung das Prinzip Hoffnung auf Menschen in Diktaturen hatte.

Programm: 

Freitag, 11.11.2016

12.30 Uhr                                Francesca Vidal und Klaus Kufeld: Eröffnung

13.00 Uhr                               Gert Ueding: 30 Jahre Ernst-Bloch-Gesellschaft

13.30 Uhr                                Kaffeepause

14.00 -18.00 Uhr              Begegnungen von NachwuchswissenschaftlerInnen und Gründungsmitgliedern

Moderation:                       Francesca Vidal

14.00 Uhr                               (Musik) – Reinke Schwinning (Siegen)  – Joachim Lucchesi (Schopfheim)

15.00 Uhr                                Ungewohntes als Vertrautes: Zu einer stringenten Philosophie der Differenz. –  Evi Maria Weigel (München) – Rainer E. Zimmermann (München)

16.00 Uhr                                Kaffeepause

16.15 Uhr                                (Religion) – Lukas Hartmann (Landau) – Beat Dietschy (Bern)

17.15 Uhr                                 Über den Zusammenhang von Widerstand und Friede – Julia Zilles (Göttingen) – Micha Brumlik (Berlin):

18.15 Uhr                                 Abendessen

19.00 Uhr                            Eigen und Fremd – Lesung von Leonor Quinteros Ochoa (Ichiche / Chile):
„Zweimal Exil. Briefe und Erinnerungen aus dem chilenischen Exil“
Moderation: Peter Zudeick 

21.00 Uhr                               Umtrunk

Samstag, 12.11.2016        Bloch und die Fremde
Moderation: Peter Zudeick

10.00 Uhr                               Gérard Raulet (Paris) – Entgrenzung und Utopie. Eine notwendige kritische Differenzierung

10.45 Uhr                                Barbara Smitmans Vajda (Tübingen) – Bloch und Zweig in den USA

11.30 Uhr                                Kaffeepause

12.00 Uhr                               Xiaomeng Zhang – Bloch-Rezeption in China

12.45 Uhr                               Mittagspause

13.30 Uhr                               Patrizia Cipolletta – Bloch Rezeption in Italien

14.15 Uhr                               Mohamed Turki (Recklinghausen) – Bloch und die arabische Welt

15.00 Uhr                              Kaffeepause

15.15 Uhr                               Michael Daxner (Berlin) – Bloch und die Krisen der heutigen Welt

16.15 Uhr                              Burghart Schmidt (Wien) – Bloch und die Heimat

17.00 Uhr                              Klaus Kufeld und Francesca Vidal – Schlussworte


Francesca Vidal

 2. Neuigkeiten aus dem Centre for Ernst Bloch Studies, London 

 Deutsche Übersetzung – english version see below

Das Centre for Ernst Bloch Studies wurde 2008 an der University of Sheffield von Peter Thompson und gefördert durch die British Academy gegründet. Das Centre hat eine führende Rolle in der britischen Bloch-Renaissance gespielt, die eine Vielzahl von Wissenschaftlern inspiriert hat, sich mit dem Denken Ernst Blochs zu beschäftigen. Durch den Ruhestand von Peter Thompson ist das Centre nun an das Institut für Moderne Sprachforschung an der School of Advanced Studies der University of London angegliedert werden. Dr. Johan Siebers, der an dem Institut ein Associate Fellow ist, wird das Centre leiten und dessen Platz in der anglo-amerikanischen Blochforschung festigen. Geplant sind Übersetzungs- und Forschungsprojekte sowie Konferenzen zu Ernst Bloch, zu seiner Rolle in der europäischen Philosophie als auch zu seiner Bedeutung für zeitgenössische Themen in Wissenschaft und Gesellschaft, die gewinnbringend in einer breiten Bloch’schen, utopischen und kritischen Perspektive diskutiert werden können.

Ein internationales Steering Committee wird gebildet und im Laufe des Jahres ist eine Auftaktveranstaltung geplant. Weiterhin wird eine große interdisziplinäre Konferenz zum Thema Antizipation im November 2017 gemeinsam mit der University of Bristol, dem Imperial College, dem Victoria and Albert Museum, der Middlesex University London, der Oslo School of Architecture and Design sowie der Lincoln University organisiert. Für weitere Informationen können Sie sich an Dr. Johan Siebers wenden (sowohl auf Deutsch als auch auf Englisch): johan.siebers@sas.ac.uk.

The Centre for Ernst Bloch Studies was established at the University of Sheffield in 2008, by Peter Thompson with funding from the British Academy. The Centre has played a leading role in the British Bloch-Renaissance which is attracting an increasing number of scholars to engage with the thought of Ernst Bloch, across a range of disciplines. Following the retirement of Dr Thompson last year, the Centre has now moved to the Institute of Modern Languages Research at the School of Advanced Study, University of London. Dr Johan Siebers, Associate Fellow of the Institute, will lead the Centre as it consolidates its position in Anglo-American Bloch scholarship, with translation projects, research projects and conferences on Bloch and his place in European philosophy, as well as on contemporary themes in academia and society that will benefit from being discussed within – broadly – Blochian, utopian and critical perspectives.

An international Steering Committee will be formed and a launch event is being planned for later this year. A large interdisciplinary conference on Anticipation is currently being organized and will take place in November 2017. Organising partners include the University of Bristol, Imperial College, the Victoria and Albert Museum, Middlesex University London, The Oslo School of Architecture and Design and Lincoln University. For further information, contact Dr Johan Siebers (johan.siebers@sas.ac.uk).

                                                                                                                                                                                     Johan Siebers, Übersetzung: JZ

 3. Publikationshinweise

  •  Das Bloch-Wörterbuch („Bloch-Wörterbuch. Leitbegriffe der Philosophie Ernst Blochs“, hrsg. v. Beat Dietschy, Doris Zeilinger und Rainer Zimmermann) ist ab sofort als erschwinglichere Broschur-Version für € 34,95 erhältlich. Wir freuen uns mit den HerausgeberInnen, dass so die sehr gewinnbringenden Texte leichter Verbreitung finden können.
  • Besonders hinweisen möchten wir auf das autobiographische Buch „Wo noch niemand war. Erinnerungen an Ernst Bloch“ von Gert Ueding, in dem er an die Tübinger Jahre von Ernst Bloch erinnert. Ueding, der Bloch-Schüler und Assistent, erzählt sehr kurzweilig und teilweise sehr persönlich Episoden aus dem gemeinsamen Schaffen und liefert wertvolle Einblicke in die letzten Jahre von Ernst Bloch.
    Gert Ueding, Wo noch niemand war. Erinnerungen an Ernst Bloch, Tübingen (Klöpfer&Meyer) 2016, €22,70
  • Wir möchten den gerade erschienen Band in der Reihe Si! Des Siegener Musikwissenschaftlers Matthias Henke empfehlen, indem sich verschiedene Aufsätzen mit langjährigen Forschungsdesideraten zur Bedeutung der Musik im Werk Blochs äußern.
    Matthias Henke, Francesca Vidal, Hg.: [TON]SPURENSUCHE. Ernst Bloch und die Musik. Siegen (Universitätsverlag) 2016, €14,50
  • Dass Blochs Denken aus „Erbschaft dieser Zeit“ von 1935 auch für das digitale Zeitalter ihre Gültigkeit unter Beweis zu stellen vermag, zeigt Jöran Klatt in seinem Beitrag der Ausgabe von INDES über Verschwörungen – herausgegeben von Prof. Dr. Franz Walter am Göttinger Institut für Demokratieforschung. Weder das Internet, von welchem die „Schwarmintelligenz“ erwartet wurde, noch die immer weiter ausgebaute Überwachung der Erde durch Kameras und Satelliten vermochten den Glauben an wundersame Wesen und das Geheimnisvolle auszurotten. Im Gegenteil: „Anstelle einer fortschreitenden ‚Entzauberung der Welt‘ […] scheint sich die Welt der Dämonen und Fabelwesen, auch der Geheimnisse und Verschwörungen im digitalen Zeitalter sehr wohl zu fühlen.“ Klatts Beitrag taucht ein in die Tiefen des Ozeans, das Internet, Kino, die lost places in Russland, den Glauben an Chemtrails und versucht diese in Bloch‘scher Terminologie als „Ungleichzeitigkeiten“ und Sehnsüchte nach dem „Wärmestrom“ einzuordnen.
    Jöran Klatt, Rückverzauberte Rationalitäten. Die Sehnsucht nach dem ‚Wärmestrom‘, in: INDES – Zeitschrift für Politik und Gesellschaft, Heft 4|2015, S. 51-59.

4. Briefe an die Ernst-Bloch-Gesellschaft

Martin Küpper, Mitglied der EBA, Koordinator der „Gesellschaft für dialektische Philosophie“ und Philosophiestudent an der FU Berlin schreibt uns:

„Kürzlich (am 10./11. und 17./18. Juli 2016) fand ein Seminar „Bloch lesen“ mit Jan Rehmann statt. Jan Rehmann ist langjähriger Privatdozent an der FU Berlin, Redakteur beim Argument und beim Historisch-Kritischen Wörterbuch des Marxismus. Er beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit Bloch und hat zahlreiche Artikel für das Ernst-Bloch-Wörterbuch verfasst.

Ziel des Seminars war es, zentrale Fragestellungen und Kategorien Blochs, etwa das antizipierendes Bewusstsein, die Ontologie des Noch-Nicht, Möglichkeit, konkrete Utopie, Heimat, Kälte- und Wärmestrom einführend vorzustellen und zu diskutieren. Dabei wurden die faschismustheoretischen Ansätze aus Erbschaft dieser Zeit auf ihre aktuelle politische Gültigkeit hin überprüft.

Zu Gast bei dieser Veranstaltung war Catherine Moir aus Sydney, ehemalige Mitarbeiterin am Bloch-Zentrum in Sheffield, die zu Blochs Materialismus promoviert hat. Sie stellte ihre Forschungen zum Heimatbegriff von Bloch vor und diskutierte sie mit den Studierenden. Bloch werte den Heimatbegriff semantisch um und entziehe ihn so der politischen Rechten.

Blochs Philosophie, so der Tenor des Seminars, biete mit seiner Möglichkeitskonzeption eine ernstzunehmende Alternative zu gängigen kritischen Ansätzen. Dies gelte, auch wenn es manche sexistische Argumentationsfiguren im Prinzip Hoffnung gebe, die in den historischen Kontext gestellt und überwunden werden müssten.

Es bestand der einhellige Wunsch, die Diskussion weiter zu führen.“

Wir möchten an dieser Stelle noch einmal auf diese Rubrik „Briefe an die Ernst-Bloch-Gesellschaft“ aufmerksam machen. Alle Leserinnen und Leser sind herzlich zur Mitarbeit eingeladen. Zuschriften, die uns erreichen, werden wir redaktionell in den Newsletter einbinden.

5. Verschiedenes

Wenn Sie den Newsletter abonnieren oder abstellen möchten, senden Sie bitte eine E-Mail an: ebg-news@web.de

 Redaktion der Newsletters: Ulrich Müller-Schöll/Julia Zilles